Metall im Holzmantel
Muss die Architektur von Gewerbebauten immer nüchtern, praktisch und dabei möglichst kostengünstig sein? Keineswegs! Mit dem neuen Ceratizit-Werk im Tiroler Bezirk Außerfern zeigt ATP architekten ingenieure, wie gestalterische Exzellenz, nachhaltige Gebäudetechnik und höchste Zweckmäßigkeit in Einklang gebracht werden.
Wer Holz verarbeitet, kommt um Ceratizit kaum herum. Das mag im ersten Moment paradox erscheinen, ist doch das weltweit tätige Unternehmen auf die Produktion von Hartmetall spezialisiert. Doch dazu gehören auch die extrem scharfen und verschleißbeständigen Messer, Sägezähne und Bohrer, mit denen jene Holzverarbeitungs- Werkzeuge ausgestattet sind, die sich in jeder Tischler- und Zimmerer-Werkstätte und in jedem Hobel- und Sägewerk finden. Es ist durchaus denkbar, dass diese Verbundenheit mit dem Werkstoff Holz ein Mitgrund war, das neue Ceratizit-Werk im Tiroler Bezirk Außerfern in Holzbauweise zu errichten. In erster Linie war diese Entscheidung jedoch den hohen Ansprüchen an Ökologie, Nachhaltigkeit und Landschaftsschutz geschuldet, die das integrale Planungsbüro ATP architekten ingenieure in technisch wie gestalterisch außergewöhnlicher Weise realisierte.
Naturnahe Gestaltung
Nur einen sprichwörtlichen Steinwurf von der Ceratizit-Österreich-Zentrale entfernt, liegt der neue Standort im Breitenwanger Ortsteil Kreckelmoos inmitten der lieblichen Landschaft am Tiroler Alpennordrand. Dieser Nähe zur Natur zollte das ATP-Planungsteam in der Wahl der Materialien Respekt: Das Sockelgeschoss wurde aus Stein errichtet, der darauf ruhende Holz-Hybrid-Bau mit einer Fassade aus heimischem Fichtenholz verkleidet. Die von Holzbau Saurer – in der Nachbargemeinde Höfen zuhause – errichtete Fassade wurde von Holz-Marberger – ebenfalls ein Tiroler Unternehmen – mit der Effekt-Holzlasur Pullex Silverwood von ADLER in einem silbrig-braunen Farbton beschichtet. Durch diese Farbgebung fügt sich die Werkshalle trotz ihrer beeindruckenden Dimensionen zurückhaltend in das Landschaftsbild ein. Zugleich garantiert die Beschichtung Dauerhaftigkeit, denn die Lasur nimmt die natürliche Verfärbung des Holzes unter dem Einfluss der Witterung vorweg und erzeugt dadurch eine dauerhaft homogene Optik ohne Wartungsaufwand.
Effiziente Raumnutzung
So natürlich-freundlich sich das Ceratizit-Werk in seiner Außenansicht präsentiert, so technischgeradlinig ist sein Innenleben. Der 220 m lange, dreigeschossige Bau bietet Platz für insgesamt 7 Produktionshallen. Die imposante Dachkonstruktion ruht auf schlanken Betonsäulen, sodass größtmögliche Flexibilität für die Produktionsanlagen und -prozesse gewährleistet ist. In die Trägerkonstruktion des Daches wurden als zusätzliches Zwischengeschoss Module in Holzbauweise eingehängt, die über der Produktionshalle zu schweben scheinen und den Mitarbeitern in den dort untergebrachten Büros den vollen Überblick über das Arbeitsgeschehen ermöglichen.
Exzellente Architektur
Eine dringend benötigte Erweiterung der Produktionskapazitäten in Österreich, moderne Arbeitsplätze für rund 300 Mitarbeiter/-innen: Für das Unternehmen Ceratizit war der Neubau in Kreckelmoos ein voller Erfolg. Und auch die Bevölkerung in der Umgebung profitiert: Die hinter dem Werk liegende Siedlung wird wie durch eine Lärmschutzwand von der viel befahrenen Bundesstraße abgeschirmt, die Umweltbelastung ist durch ein nachhaltiges Energie- und Klimatisierungskonzept minimal, und wo früher eine unansehnliche Deponie lag, breiten sich nun rund um das Werksgelände Grünanlagen aus – einschließlich eines Biotops, das aus dem rückgeführten Wasser der Wärmepumpen gespeist wird. Ein voller Erfolg war das Projekt aber auch für ATP architekten ingenieure: Die herausragende Designqualität und das besonders ressourcenschonende Nachhaltigkeitskonzept des Ceratizit- Werks Kreckelmoos wurden mit einem Sieg beim German Design Award 2024 in der Kategorie „Excellent Architecture“ belohnt.
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