Vom Bauernhaus zum Architekturbüro
Zirl, in der Nähe von Innsbruck, ist ein beliebter Wohnort für Städter, die sich einen Garten wünschen, oder einfach den verrückten Mietpreisen in der Alpenhauptstadt entfliehen möchten. Aber Zirl ist auch mehr als das. Es hat sich seinen dörflichen Charakter bewahrt, gerade im dicht bebauten, historischen Dorfkern. Dort haben die Architekten Julia Fügenschuh und Christof Hrdlovics sich ihr Architekturbüro gestaltet – absolut individuell und doch angepasst an den Ort.
Ein Kunststück, das das Gesamtbild bereichert und dafür auch ausgezeichnet wurde. Es erhielt den Tiroler Landespreis für neues Bauen 2016 mit der Begründung: „Es ist was es ist und will nicht mehr sein, als es kann.“
Nah, aber nicht naheliegend
Weit hatten es Fügenschuh und Hrdlovics nicht zu ihrem Traumbüro: Das Gebäude, das sie 2014 erwarben, war das direkt neben ihrem Wohn- und Atelierhaus gelegene. Dennoch, was sie gestalterisch daraus machten, war nicht das Naheliegendste. Das generalsanierte und teilweise neu errichtete Haus fällt nun sofort ins Auge, wenn man sich in Zirl umschaut. Trotzdem stört es nicht die Harmonie. Den beiden Architekten ist das Kunststück gelungen, das bestehende Bauernhaus für sich zu interpretieren und ihm dennoch seine Identität nicht zu nehmen. Nicht zuletzt, weil sie konsequent dem traditionellen Baumaterial Holz treu geblieben sind. Sie haben Raum für zwei unterschiedliche Büroeinheiten geschaffen: Im unteren Stockwerk blieb die alte Struktur aus Mittelgang, Stube und Schlafkammern ablesbar, oben entstand in der ehemaligen Tenne ein großzügiger loftartiger Raum für das eigene Architekturbüro. Dort ließen Fügenschuh und Hrdlovics die Holzbalken der Dachstruktur sichtbar, was das Flair der früheren Tenne bewahrt.
Ausgefallen, aber nicht aus dem Rahmen fallend
So stimmig die Innenräume auch verwandelt wurden und nun als perfekter Arbeitsplatz für die beiden kreativen Köpfe und ihr Team dienen – der eigentliche Clou bei diesem Projekt sind doch die Fassade mit ihren Fenstern und das Dach.
„Wir haben die Fassade thermisch sanieren lassen und in Anlehnung an die im dörflichen Kontext vorgefundenen Materialien durchgehend mit dunklem Holz verkleidet“, berichtet Julia Fügenschuh. Diese Beschreibung kann man als Understatement bezeichnen, wenn man die Fassade aus sägerauen Fichtenbrettern, senkrecht und mit Fuge montiert, gesehen hat: die edle, dunkelbraune Patina wurde mit der umweltfreundlichen, wasserbasierten ADLER Lignovit Lasur im Farbton Wenge gestaltet. Erst dadurch passt sie sich an das Ortsbild an, sieht modern, aber nicht so „neu“ aus. Und erst der dunkle Farbton bildet die Kontrastfläche, auf der die unterschiedlich großen, unsymmetrisch verteilten, quadratischen Fenster mit ihren metallisch-goldenen Fensterrahmen so richtig zur Geltung kommen.
Die wie zufällig platzierten, verspielten Fenster bieten von außen einen tollen Anblick und von innen einen tollen Ausblick: „Mit den verschieden großen Fensteröffnungen haben wir gezielt gesetzte Ausblicke in die dörfliche Umgebung und in die Berglandschaft geschaffen“, sagt Fügenschuh. So verschmelzen innen und außen, Landschaft und Gebäude, historischer Ortskern und moderne Architektur. Eine perfekte Visitenkarte für das Architektenduo Fügenschuh / Hrdlovics!
Architekten Fügenschuh / Hrdlovics Produktkatalog Holzschutz
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