Ⓒ 2013 © Thomas Salvato
Holzbau und Fassaden

Supermarkt: Superschön und hölzern

MPREIS Supermärkte sind in Tirol mehr als eine Einkaufsmöglichkeit unter vielen. Sie sind ein Stück Kultur und Identität. Kaum ein Tiroler, der nicht die Geschichte der Therese Mölk kennt, die als toughe Gründerin nach dem ersten Weltkrieg nichts hatte und doch den Grundstein zu einem florierenden Unternehmen legte. Nebenbei bemerkt: mit zehn Kindern, die alle in das Unternehmen eintraten. Mittlerweile ist ihr erstes Ladengeschäft in Innsbruck ein kultureller Hotspot, initiiert von ihrer Enkelin. Für einen MPREIS Supermarkt würde es sich ohnehin nicht mehr eignen, denn die sind alle individuelle architektonische „Gustostückerl“, eigens im Sinne des Unternehmens und nach Maßgabe der natürlichen Umgebung erbaut. Einer von Ihnen: der MPREIS in Schönwies, geplant vom Architekturduo ventira.architekten.

RUNDUM BERGKULISSE

Das Grundstück für den MPREIS Supermarkt in Schönwies liegt mitten im Inntal des Tiroler Oberlandes und ist rundum geprägt von der Bergkulisse“, erzählt der Architekt Wolfgang Juen. Im Osten dominiert das Tschirgantmassiv und im Westen öffnet sich der Blick auf die Kronburg bei Zams. Das Gebäude ist umgeben von landwirtschaftlichen Feldern und Stadeln, ganz in der Nähe fließt der Inn vorbei, „mit all seinen Hochwassergefahren“, wie Wolfgang Juen sagt. Das also war die Ausgangslage für Ihn und seine Partnerin Felicitas Wolf. Wer nun denkt, die Ausgangslage spiele ohnehin keine Rolle, denn alle Supermärkte einer Kette sähen doch gleich aus, der irrt in diesem Fall.
MPREIS geht bewusst einen anderen Weg. „Unser Markenzeichen ist die Vielfalt der architektonischen Formensprache. Jeder Markt ist für den konkreten Ort erfunden und trotzdem als MPREIS wieder erkennbar. Wir haben bereits mit über 40 verschiedenen Architekten zusammengearbeitet, die diese Anforderungen als Ansporn verstehen, immer wieder etwas Neues zu entwickeln“, heißt es von Seiten des Unternehmens. „Gerade in einem Land, in dem eine solche Vielfalt an landschaftlichen Besonderheiten, kulturellen Traditionen und Dialekten herrscht, ist die Verantwortung diesem Umstand gegenüber natürlich groß.

BERGSILHOUETTE UND STADEL-LOOK

In welcher „Form“ – im wortwörtlichen Sinn – haben ventira.architekten diese Verantwortung nun übernommen? Sie planten einen langestreckten Baukörper, der auf einem Betonsockel ruht. Die Höhe des Sockels richtet sich nach dem Hochwasserpegel der letzten 100 Jahre und bildet den baulichen Schutz davor. Auf diesem massiven Fundament ruht ein Holzlelementbau mit doppeltem Satteldach, der Form und Silhouette des Bergmassives aufnimmt. Ausführende Firma: AT Thurnerbau aus dem nahe gelegenen Imst.

In Farbe und Material korrespondiert die Fassade mit den traditionellen Stadelgebäuden in der Umgebung. Im Material, weil die sägeraue Lärche ein typischer Tiroler Werkstoff ist. In der Farbe, weil die trendige Lasur Pullex Silverwood im Farbton Graualuminium dem Holz auf perfekte Weise die Anmutung der natürlich vergrauten Stadel verleiht. Sie dringt tief in das Holz ein – was bei der sägerauen Variante besonders gut funktioniert – und lebt mit ihm mit. Die natürliche Vergrauung findet dennoch statt, aber regelmäßig, ohne Flecken und Schäden. So bleibt das Holz optisch völlig naturbelassen und ist dennoch vor allen Witterungsschäden, Pilzen, Bläue und Insekten geschützt. „Wir haben uns für das Holz und diese Beschichtung entschieden, weil es ökologisch und nachhaltig ist, eine kurze Bauzeit ermöglicht und sich das Gebäude so dezent in den Naturraum einfügt“, erklärt Wolfgang Juen.
Perfekt wird die Gestaltung dank einem schönen Detail an der Fassade: Die ausgefrästen Blumen wecken im Betrachter die glückliche Erinnerung an blühende Bergwiesen, wie er sie auf den Hängen der Berge, die die Kulisse für das Gebäude bilden, finden würde. Schöner einkaufen geht nicht.

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