Villa Silbergrau

Nahe des Leopoldskroner Weihers in Salzburg erstreckt sich ein städtisches Wohngebiet in einzigartiger Lage: Ein Naherholungsgebiet mit viel Grün direkt vor der Haustür, viel Ruhe und dennoch nur wenige Minuten bis zur Salzburger Altstadt, die Festung Hohensalzburg in Sichtweite. Die ruhigen Straßen durch die Siedlung sind gesäumt von Einfamilienhäusern, viele von ihnen in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet – und deshalb mittlerweile schon etwas in die Jahre gekommen. Nicht nur die Vorstellungen von Innen- und Außenarchitektur haben sich seit damals verändert, sondern auch das Verständnis von Materialien – und nicht zuletzt die technischen Möglichkeiten, etwa was den Energiehaushalt betrifft.

Verjüngungskur

Aus diesem Grund entschlossen sich auch die neuen Bewohner eines Wohnhauses inmitten der Siedlung zu einer radikalen Verjüngungskur. Und da der Schlüssel zum Erfolg einer Sanierung ein gut durchdachter Plan ist, setzten sich die Bauherren mit Gudrun Fleischmann und Thomas Oswald vom Salzburger Architekturbüro FLEOS an einen Tisch. „Nicht der Schein ist uns wichtig, sondern der Raum und sein Ausdruck“, so definieren Gudrun Fleischmann-Oswald und Thomas Oswald, die FLEOS vor 20 Jahren gegründet haben, ihre architektonische Mission, und mit diesem Verständnis gingen sie auch an dieses Projekt heran. Im Mittelpunkt ihrer intensiven Entwurfsarbeit stand eine grundlegende Neugestaltung des Innenraums. War der Bestandsbau in drei in sich geschlossene Wohneinheiten aufgeteilt, setzte FLEOS stattdessen auf Offenheit mit freien Sichtachsen, auf Luft und Licht und auf eine kommunikative Raumgestaltung. So kann ein ankommender Gast etwa vom Kochbereich aus begrüßt werden. Die einzelnen Bereiche des Wohnhauses sind miteinander verbunden, dennoch bleiben Rückzugsräume erhalten.

Nachwuchs-Reich

Strukturiert wird der Innenraum nun nicht mehr primär durch die baulichen Gegebenheiten, sondern durch seine Funktion. Die Bereiche zum Kochen, Essen und Wohnen sind in den beiden oberen Etagen angesiedelt, wo sich auch die großzügige überdachte Terrasse befindet, die durch eine Treppe direkt mit dem Garten verbunden ist. Im Erdgeschoß befinden sich die Schlafräume. Als besonderer Glücksgriff erwies sich der Bereich für die Kleinsten: Für den Familiennachwuchs entwarfen die Architekten eine „Kinderkiste“, einen großzügigen ebenerdigen Anbau mit Gartenzugang, durch eine Falttüre mit dem eigentlichen Wohnhaus verbunden und dennoch ein eigenes kleines Reich.

Ehrlich, behaglich, wunderbar

Nicht nur in der Raumgestaltung im Inneren, auch von außen ist das Gebäude nach dem Umbau nicht wiederzuerkennen. „Den Bauherren war der Einsatz von ‚ehrlichen‘ Materialien ein besonderes Anliegen“, erzählt Gudrun Fleischmann. Während im Innenraum unter anderem massives Holz bei den Fußböden oder roher Stahl verarbeitet wurden, dominiert in der Gestaltung der „Kinderkiste“ pures Holz. Für die elegant schimmernde Holzfassade beschichtete das Loferer Holzbauunternehmen Meiberger die sägerauen Fichtenbretter mit der Vorvergrauungslasur Pullex Silverwood im Farbton Silber. „Durch die sägeraue Struktur des Holzes kommt der silberne Schimmer der Lasur besonders gut zur Geltung und sorgt für einen reizvollen Kontrast mit der schwarzen Putzfassade“, erzählt Gudrun Fleischmann-Oswald. Auch im Innenraum sorgt viel Holz an Decken, Wänden und Fußböden für eine rundum behagliche Atmosphäre. „Sei frech und wild und wunderbar“: Dieses Motto hat Pippi Langstrumpf für ihre Villa Kunterbunt ausgegeben. Wir sind uns sicher: In der Salzburger Villa Silbergrau lässt es sich mindestens ebenso wunderbar Kind sein!