Silberner Schuppen
15 historische Bauernhäuser und Wirtschaftsgebäude aus Oberschwaben und dem Westallgäu –jedes einzelne ein geschichtsträchtiges Denkmal seiner Zeit. Was lässt sich hier dazu bauen, ohne zu irritieren? Wie ein Ensemble ergänzen, das ohnehin schon beeindruckt? VON M Architekten aus Stuttgart haben die Antwort auf diese schwierige Frage gefunden: Mit großer Zurückhaltung, viel Gefühl und einem feinsinnigen Aufgreifen der vorhandene Motive.
Das Bauernhausmuseum Wolfegg ist ein beliebtes Ausflugsziel im Landkreis Ravensburg, Deutschland. Auf zehn Hektar haben hier alte Bauernhöfe aus der Region ein neues Zuhause gefunden und laden die Besucherinnen und Besucher zu einer Zeitreise in die Welt der Bauern, Mägde und Knechte früherer Jahrhunderte ein.
Das älteste Gebäude ist der "Zehntscheuer“, in dem einst das zwangsweise abzugebende Getreide gelagert wurde. Mehr als 600 Jahre hat der massive Stein-Holz-Bau auf dem Buckel. Heute dient er als Eingang des Bauernhausmuseums. Genau hier, direkt neben diesem mächtigen Blickfang, sollte kürzlich ein neues Gebäude entstehen: ein Raum für Workshops, Sonderausstellungen, kleine Veranstaltungen. Das Stuttgarter Architekturbüro VON M hat sich dieser Aufgabe angenommen und einen Pavillon geschaffen, der in seiner Einfachheit das museale Bild harmonisch ergänzt.
Reminiszenz
Matthias Siegert, Myriam Kunz und Dennis Mueller orientierten sich dafür an den umgebenden ländlichen Formen und Materialien. Mit seinem klassischen Satteldach und der rechteckigen Kubatur kommt das Gebäude nun einem alten Holzschuppen nahe – nur in neuer, moderner, spannender Ausführung:
Die Wandscheiben aus massivem Fichten-Brettsperrholz lassen sich wie Klappläden komplett öffnen. Das ermöglicht ein interessantes Wechselspiel von geöffneter und geschlossener Wandfläche und – wenn gewünscht – einen fließenden Übergang von innen nach außen. Der dadurch großzügige Lichteinfall und die verwendeten hellen Materialien gestalten den Innenraum ruhig, einladend und stark. Der Clou für die Anpassung an den Bestand ist aber die monochromatische Farbgebung der Außenhaut: Die Architekten ließen die Fichtenelemente mit Pullex Silverwood von ADLER im Farbton Graualuminium streichen. „Die mit Aluminium pigmentierte Lasur spannt den Bogen zwischen historischer Bausubstanz, Alltagsarchitektur und zeitgenössischem Gebäude“, erläutert Dennis Mueller.
So gelingt dem Pavillon ein Meisterstück: Er fällt auf, ohne aufzufallen; gehört zu den bäuerlichen Nachbarn dazu, ohne wirklich dazuzugehören. Und er lenkt den Blick nicht ab – sondern auf das historische Gebäudeensemble!
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