Umstellung auf Wasserlack: kleine Hürden, große Chancen
Viele Tischler und Schreiner denken heute über eine Umstellung auf Wasserlacke nach – aus guten Gründen: Wasserbasierte Lacksysteme sind umwelt- und klimafreundlich, bieten klare Vorteile für Gesundheit und Sicherheit und sind auch aus ökonomischer Sicht attraktiv. Aber wie groß ist der organisatorische Aufwand bei der Umstellung? Welche Investitionen sind nötig? Und bieten Wasserlacke wirklich dieselbe Qualität? Manuel Mathes, Anwendungs- und Schulungsexperte beim österreichischen Lackhersteller ADLER, hat schon viele Verarbeiter bei der Umstellung auf Wasserlacke begleitet und weiß deshalb genau, worauf es ankommt. Im Interview beantwortet er die wichtigsten Fragen:
19.06.2024
Welche Argumente sprechen dafür, auf Wasserlack umzustellen?
Es ist eigentlich ganz einfach: Wasserlacke haben keine relevanten Nachteile, aber dafür viele Vorteile. Sie sind positiv für den Umwelt- und Klimaschutz, sie sind gut für Gesundheit und Sicherheit in der Verarbeitung, sie sind unproblematisch in der Lagerung und Entsorgung, und qualitativ sind sie Lösemittel-Produkten mindestens ebenbürtig. Und ein weiterer, ganz wichtiger Punkt: In den meisten Fällen sind sie auch spürbar kostengünstiger!
Inwiefern?
Der Kilo-Preis liegt bei Wasserlacken zwar in der Regel etwas höher, das wird aber durch die geringere Auftragsmenge mehr als ausgeglichen. Diese liegt aufgrund des höheren Festkörpergehalts im Schnitt um ca. 30 g/m2 niedriger. Dazu kommt, dass Wasserlacke meist einkomponentig verarbeitet werden können – ein weiterer wichtiger Kostenfaktor. Unsere Erfahrungen zeigen, dass man mit der Verarbeitung von ADLER-Wasserlacken deutlich günstiger aussteigt. Und da sind die Nebenkosten noch gar nicht eingerechnet: Wasserlacke können einfach mit Wasser verdünnt werden, der Verbrauch an Reinigungsmittel halbiert sich, weil es im Verhältnis 1:1 mit Wasser gemischt werden kann, und auch die Entsorgungsmengen sinken deutlich.
Und sind Wasserlacke auch tatsächlich so viel umweltfreundlicher?
Der VOC-Gehalt von Wasserlacken liegt zehnmal niedriger als bei lösemittelbasierten Lacken – der neue Klarlack Bluefin Unistar von ADLER ist sogar komplett VOC-frei. Lacklösemittel wird in Form von Emissionen an die Luft abgegeben, und zwar nicht nur beim Lackieren und Trocknen, sondern je nach Lüftungsverhalten noch mehrere Wochen danach. Diese Lösemittelemissionen belasten bekanntermaßen Umwelt und Klima, sie können in geschlossenen Räumen die Schleimhäute reizen, und sie sind zudem für Geruchsbelästigungen verantwortlich, was bei den verarbeitenden Betrieben auch Beschwerden der Nachbarn zur Folge haben kann. Außerdem ist die Herstellung von Lösemittellacken sehr ressourcenintensiv, da die Rohstoffe zum Großteil erdölbasiert sind. Dazu kommt die Brand- und Explosionsgefahr – deshalb gelten für die Lagerung von Lösemittellacken auch strikte Vorschriften. All das fällt bei Wasserlacken weg.
Bestehen dafür andere Gesundheitsrisiken?
Nein, im Gegenteil. Bei ADLER verwenden wir generell toxikologisch möglichst unbedenkliche Rohstoffe und verzichten auf umwelt- und gesundheitsgefährliche Substanzen. Der monomere Isocyanatanteil aller unserer Härter liegt unter dem Grenzwert von 0,1%, und durch den extrem niedrigen VOC-Gehalt entstehen bei wasserbasierten Lacken nur minimale Emissionen. All das wird von unabhängigen Stellen bestätigt. Die Ergebnisse zeigen klar, dass unsere Wasserlacke bei korrekter Anwendung gefahrlos in der Verarbeitung und Nutzung sind. Auch Sorgen bezüglich lungengängiger Aerosole oder Schleifstäube sind unbegründet, sofern auf den nötigen Arbeitsschutz mit Brille, Kombifiltermaske oder Luftabsaugung geachtet wird – das gilt für Wasserlacke ebenso wie für Lösemittellacke.
Viele Tischler zögern dennoch bei der Umstellung, weil sie die hohen Investitionen scheuen.
Nach meiner Erfahrung ist der Aufwand meist viel geringer als vorab befürchtet, da der Großteil der bestehenden Infrastruktur weiterhin genutzt werden kann. Bei ADLER sehen wir uns als Problemlösungspartner für unsere Kunden. Sie erhalten bei uns nicht nur Wasserlacke in bester Qualität, mit unserem technischen Vertriebsteam unterstützen wir sie auch über den gesamten Umstellungsprozess hinweg: Wir sehen uns gemeinsam den Lackierbereich an und beraten die Kunden, welche Änderungen nötig sind, wir schulen das Team im Umgang mit Wasserlacken – und falls noch Lackierzubehör benötigt wird, können es die Kunden direkt bei ADLER erwerben.
Was wird konkret benötigt?
Für Wasserlacke braucht es Spritzgeräte aus Edelstahl – das ist aber heute ohnehin weitgehend Standard. Wir empfehlen meistens, eine neue Lackierpistole mit Schläuchen anzuschaffen und die alte Lackierpistole einzusetzen, wenn hin und wieder doch einmal ein Lösemittellack verarbeitet werden muss. Dazu kommt ein neuer Düsensatz – für Wasserlack benötigt man etwas größere Düsen – und ein Koagulierungs-Set, mit dem Feststoffe aus den Wasserlack-Resten abgetrennt werden. Die Kosten für all diese Anschaffungen liegen im niedrigen vierstelligen Bereich.
Braucht es zusätzliche Anpassungen im Trockenbereich?
Wasserlacke sind etwas sensibler, was Temperatur und Luftfeuchtigkeit betrifft. Ideal ist eine Raumtemperatur von 20 bis 25°C und eine Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 65%. Oft ist dieses Raumklima bereits gegeben und es muss gar nichts verändert werden. In anderen Fällen genügen kleine Maßnahmen – etwa ein Lüfter oder ein Luftbefeuchter, die auch für die nötige Luftbewegung sorgen. Nach oben hin gibt es natürlich viel Spielraum bis hin zur modernen Trockenkabine oder Infrarottrocknung – aber die Umstellung ist auch mit ganz einfachen Mitteln möglich.
A propos Trocknung: Wie viel Zeit muss dafür kalkuliert werden?
Der Unterschied zu Lösemittellacken ist bei modernen Wasserlacksystemen nur mehr geringfügig. Bluefin Unistar von ADLER ist schon nach zwei Stunden schleif- und überlackierbar und liegt damit gleichauf mit den meisten Lösemittellacken. Andere Wasserlacke wie etwa der Farblack Bluefin Pigmores 4in1 oder der Klarlack Bluefin Softmatt sowie auch die vielseitige Wasserbeize Arova Flex liegen bei 4 bis 5 Stunden.
Was verändert sich sonst noch in den Abläufen beim Lackieren?
Nicht sehr viel, im Grunde muss man nur ein paar Punkte beachten. Der verwendete Leim muss mit Wasserlacken kompatibel sein, und bei inhaltsstoffreichen Hölzern wie etwa Eiche braucht man einen dafür geeigneten Klarlack. Zudem sollte massive Eiche bei der Verarbeitung von wasserbasierten Beizen vorab gewässert werden, um ein Aufrichten der Holzfasern zu verhindern. Der entscheidende Punkt ist schließlich, die korrekte Auftragsmenge zu beachten, also weniger Material aufzutragen, als man es von Lösemittelprodukten gewohnt ist – eine falsche Auftragsmenge ist die häufigste Ursache für Lackierfehler. All das lässt sich in ein, zwei Tagen leicht erlernen. Bei ADLER bieten wir dazu ein eigenes Seminar in unseren Servicestützpunkten an – oder wir kommen direkt in den Betrieb und schulen die Mitarbeiter vor Ort.
Wie schneiden Wasserlacke in der 2K-Verarbeitung ab?
Meistens stellt sich diese Frage gar nicht, da Wasserlacke häufig einkomponentig verarbeitet werden – das genügt in der Regel auch. Der 1K-Möbellack Bluefin Resist von ADLER beispielsweise besitzt eine so widerstandsfähige Oberfläche, dass er auch für Küchenmöbel oder in Hotel- und Schuleinrichtungen verwendet werden kann. Das vereinfacht die Verarbeitung und spart Kosten. Bei 2K-Verarbeitung besitzen manche Wasserlacke eine etwas kürzere Topfzeit von ca. 5 Stunden, die aber mit etwas Planung leicht ausreicht – und der schon erwähnte Bluefin Unistar hat durch eine innovative Vernetzertechnologie sogar eine Topfzeit von vollen 3 Tagen!
Bleibt die Frage: Sind Wasserlacke auch qualitativ ebenbürtig?
In vielen Betrieben kursieren immer noch Erzählungen von Wasserlacken, die beispielsweise bei häufiger Berührung aufweichen oder vergilben. Derlei mag vor 30 Jahren vorgekommen sein, ist bei modernen Systemen aber längst kein Thema mehr. Was die Produkte von ADLER betrifft, kann ich garantieren, dass es keine qualitativen Unterschiede gibt, weder in der chemischen und mechanischen Beständigkeit noch in der Farbtonstabilität. Im umfangreichen ADLER-Sortiment gibt es Wasserlacke für jeden Anwendungsbereich, jeden Untergrund und jede gewünschte Optik – bis hin zu Effektlacken wie z.B. unsere Echtmetallbeschichtungen.
Das heißt: Jegliche Oberfläche kann gleichermaßen auf Wasser- wie auf Lösemittelbasis realisiert werden?
Im Großen und Ganzen ja. Aktuell arbeitet unsere Forschung & Entwicklung bei ADLER daran, die letzten noch bestehenden Lücken, z.B. bei wasserbasierten Hochglanzaufbauten, zu schließen.
Gilt das auch für geölte Flächen?
Bei Ölen sind lösemittelbasierte Produkte nach wie vor sehr beliebt, auch bei Wasserlack-Verarbeitern. Das ist in der Praxis auch kein Problem, da Öle ohnehin meist händisch aufgetragen werden und aufgrund ihrer geringen Schichtstärke nicht unter die Decopaint-Richtlinie fallen. Doch auch wasserbasierte Öle wie unser Legno Aqua-Öl finden immer mehr Anklang – dieses Produkt kann auch gespritzt werden und erhält durch seine geringe Anfeuerung den Rohholz-Charakter etwa bei Altholz perfekt. Auch bei Klarlacken haben Wasserlacke übrigens meist eine geringere Anfeuerung, die dem aktuellen Trend zu natürlichen, matten Oberflächen sehr entgegenkommt. Und wenn doch eine starke Anfeuerung gewünscht wird, gibt es ebenfalls passende Lösungen – der Zusatz Aquafix UV 100 etwa bietet nicht nur hervorragenden Vergilbungsschutz, sondern verstärkt auch die Anfeuerung bei allen gängigen Wasserlacken von ADLER.
Ihr Fazit lautet also: Die Umstellung auf Wasserlacke bedeutet wenig Aufwand und keine Nachteile.
Genau – dafür aber viele Vorteile: Man spart Kosten und braucht sich keine Sorgen um die Brandgefahr im Lacklager zu machen. Die Verarbeitung ist sicherer und angenehmer, der aggressive Lösemittelgeruch verschwindet. Das Naturmaterial Holz erhält eine dazu passende ökologische Beschichtung, was auch die Kunden zu schätzen wissen. Und natürlich ist auch vor dem Hintergrund von Umwelt- und Klimaschutz die Umstellung auf Wasserlack der einzig richtige Weg!
ADLER – In unseren Adern fließt Farbe
Mit rund 730 Mitarbeiter/-innen ist ADLER Österreichs führender Hersteller von Lacken, Farben und Holzschutzmitteln. 1934 von Johann Berghofer gegründet, wird das Familienunternehmen heute in der dritten Generation von Andrea Berghofer geführt. Rund 21.000 Tonnen Lack verlassen jährlich das Schwazer Werk und gehen an Kunden in über 30 Ländern weltweit. ADLER hat Vertriebsgesellschaften in Deutschland, Italien, Polen, den Niederlanden, der Schweiz, Tschechien und der Slowakei; einziger Produktionsstandort ist die ADLER-Werk Lackfabrik in Schwaz / Tirol (A). Als eines der ersten Unternehmen seiner Branche produziert ADLER seit 2018 klimaneutral. Durch eine Vielzahl von Maßnahmen hat ADLER seinen ökologischen Fußabdruck auf ein Minimum reduziert. Unvermeidbare Restemissionen kompensiert ADLER durch anerkannte Klimaschutz-Zertifikate und trägt so zur Finanzierung neuer Klimaschutzprojekte bei.
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